Auf der Straße zum Erfolg

Die Entwicklung der AMAG-Automobilsparte

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Abbildung 1: Leitstand Kaltwalzwerk
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Eines gleich vorweg: Die AMAG hat geliefert, was sie in den letzten Jahren versprochen hat. Aufgrund der getätigten Großinvestitionen (vom Ausbau des Recycling Centers und der Gießerei über die Inbetriebnahme eines neuen Warm- und Kaltwalzwerks sowie eines Banddurchzugsofens mit Passivierung bis hin zum Center for Material Innovation (CMI)) ist sie im Automobilbereich zum Komplettanbieter geworden. Die AMAG hat sich somit fest als Lieferant für die Auto- und Transportbranche etabliert.

Allein im Walzwerk werden circa 20 % des Absatzes mit klassischen Auto Body Sheets (ABS) und Body-in-White (BIW) Karosserieinnenstrukturanwendungen erzielt. Die AMAG versteht sich jedoch als One-Stop-Shop. Das bedeutet, dass neben den genannten, klassischen Blechen für Motorhauben, Türen, Kotflügel etc. auch Flüssigaluminium für Motorblöcke und Recycling-Gussfelgen, lotplattierte Produkte für Wärmetauscher, Ölaggregate, Batteriekühlungsplatten und Materialien für Innen- und Außenzierteile geliefert werden. Somit kann Material für nahezu jede beliebige Aluminium-Automobilanwendung aus Ranshofen bezogen werden.Vor dem Hintergrund dieser Diversifizierungsstrategie, die nach wie vor sehr erfolgreich im Geschäftsbereich Automotive & Transportation umgesetzt wird, liegt der Fokus auf der Qualität der Aufträge, nicht so sehr auf deren Quantität. Ziel ist es, ein ausgewogenes Kundenportfolio zu pflegen und damit im Sinne einer gesunden Betriebswirtschaft für einen ökonomischen Betrieb zu sorgen. Nur so kann die AMAG künftig für ihre Kunden investieren und den Wandel in die CO2-Neutralität umsetzen. Denn schon in frühen Jahren (genauer gesagt vor 40!) hat die AMAG das Potential der Schrotttrennung und Wiederaufbereitung erkannt. Heute ist diese über Jahrzehnte aufgebaute Recyclingkompetenz wichtiger denn je. Dabei ist die AMAG aufgrund ihres Know-hows und des hauseigenen Anlagenparks (z. B. LIBS - Laser-Induced Breakdown Spectroscopy, zur Analyse von Aluminium-Schrott) der ideale Ansprechpartner für künftige Uni-Scrap oder Mixed-Scrap-Closed-Loop-Projekte.Das Automobilgeschäft der AMAG ist außerdem international. Neben dem Kernmarkt Europa werden auch die Regionen USA und Asien beliefert und Walzprodukte für volumenstarke Fahrzeugmodelle - OEM-direkt - über die Weltmeere geschifft. Dies erfordert eine hohe Logistikkompetenz, welche die AMAG über die letzten beiden Jahrzehnte aufgebaut hat (siehe „LOGISTIK BEI AMAG Das versteckte Erfolgsgeheimnis hinter reibungslosen Prozessen“ auf  Seite 38 in diesem Heft).Dank ihrer Stabilität in der Eigentümerstruktur, im Management, aufgrund der hohen Mitarbeiterloyalität und wegen ihrer finanziellen Unabhängigkeit ist die AMAG auch in all den Krisenjahren der jüngeren Vergangenheit immer ein stabiler Partner geblieben.

Ein Blick in den Rückspiegel

Es ist wahrscheinlich nur den Allerwenigsten bekannt, dass AMAG bereits seit 20 Jahren erfolgreich im Automobilbereich tätig ist. Aber warum ist das so? Nun ja, die Automobilsparte der AMAG war zunächst weitgehend auf die Lieferung von Spezialitäten begrenzt. Als Zielmärkte galten Europa und, auch damals schon, die USA. Das Produktportfolio umfasste dicke, aushärtbare Bleche für Anwendungen zum Personenschutz, 6016-Strukturlegierungen, AMAG TopForm® SPF sowie dünne, aushärtbare Bänder für Heizungselemente. Die AMAG kann ein Dickenspektrum im aushärtbaren Legierungsbereich zwischen 0,3-8,0 mm über Banddurchzugsöfen abdecken. Das ist einzigartig!

Zu den Kunden zählten anfänglich fast ausschließlich internationale Service Center, sogenannte „Tier 2“. Der hauseigene Anlagenpark ermöglichte es aber schon damals, Bleche bzw. Spaltbänder in den unterschiedlichsten Breiten und Längen herzustellen. Dieser Service war und ist vor allem für diverse Hersteller von Stanzbiegeteilen relevant, weshalb der Anteil von „Tier 1“-Kunden stetig wuchs. Die eingangs schon erwähnten Großinvestitionen öffneten schließlich Tür und Tor, um sich zum zuverlässigen OEM-Partner zu entwickeln.Das neue Kaltwalzwerk, inklusive des dritten Banddurchzugsofens samt Passivierung, ermöglicht eine technische Breite von 2.400 mm. Damit können alle Türen, Seitenwandrahmen, doppeltangelegten Kotflügel sowie die breitesten Klappen (Motorhauben, Heckdeckel) in Ranshofen, im modernsten Walzwerk der westlichen Welt, kosteneffizient gefertigt werden.AMAGs erster OEM-Partner war der Premiumkunde „Audi“. Die Zusammenarbeit ist seither stetig gewachsen. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die AMAG als Hersteller von Spezialitäten auch äußerst innovativ ist. Ein Blick in die AluReport-Ausgaben der Vergangenheit macht die laufende Neu- und Weiterentwicklung des AMAG-Automobilportfolios besonders deutlich. Egal ob AMAG TopForm® SPF oder eine der aktuellsten Antworten auf die Herausforderungen unserer Kunden in Form von CO2-optimierten AL4®ever-Produkten oder der neuen CrossAlloy®-Technologie, man muss nicht lange suchen, um auf Zeugnisse der ausgeprägten AMAG-Innovationskultur zu stoßen. Physikalische Eigenschaften, wie Bruchdehnung, hohe Festigkeiten, Langlebigkeit (Alterungsgarantien > 6 Monate) und verbesserte Klebe- und Korrosionsfähigkeiten etc. spielen dabei stets eine wichtige Rolle.

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Abbildung 2: Banddurchzugsofen

Neue Trends und Herausforderungen in der Automobilindustrie

Dieser Innovationsfähigkeit kommt insbesondere vor dem Hintergrund der raschen Veränderung der Automobilindustrie eine große Bedeutung zu, denn der Bedarf an Aluminium ist dabei stetig gestiegen. Die AMAG fertigt am Standort Ranshofen die gesamte Aluminiumlegierungspalette (1xxx-8xxx Werkstoffe). Dank dieses umfangreichen Legierungsportfolios und des Center for Material Innovation (CMI), dem Materialentwicklungs- und Prüfzentrum, ist die AMAG ein renommierter Entwicklungspartner, der seinen Kunden mit Rat und Tat zur Seite steht. So konnte die AMAG beispielsweise in der Vergangenheit den einen oder anderen OEM-Kunden mit ihrer hohen Werkstoff- und Prozesskompetenz bei den ersten Schritten in der großindustriellen Aluminiumverarbeitung unterstützen, wenn es galt, Stahl- durch Aluminiumkomponenten zu ersetzen.  War der Fokus in der Automobilentwicklung früher auf Leichtbau gerichtet, um mit niedrigerem Gewicht mehr Beschleunigung zu erreichen oder aus ökonomischen Gründen Kraftstoff zu sparen, so liegt das Hauptaugenmerk heute auf der CO2-Optimierung. Dabei sorgen die zahlreichen OEM und die noch zahlreicheren Stanzbetriebe und Verarbeiter mit ihren individuell formulierten Umweltanforderungen für einen bunten Blumenstrauß an Erwartungen, denen ein nachhaltiges AMAG-Produktportfolio gerecht werden muss. Als gemeinsamer Nenner ergibt sich dabei der CO2-Fußabdruck. Daher hat die AMAG vor mehr als zwei Jahren als erstes Walzwerk eine Produktlinie mit optimierten CO2-Werten auf den Markt gebracht. Mit diesen AL4®ever-Produkten will die AMAG ihre Kunden dabei unterstützen, deren eigene Umweltziele zu erreichen. AL4®ever ist damit eine weitere Pionierleistung, die einem schon im Jahr 2012 gesetzten Meilenstein der nachhaltigen Produktentwicklung folgt: Damals war es der AMAG gemeinsam mit Mercedes-Benz gelungen, eine Legierung mit einem CO2-Fußabdruck von unter 1 Tonne CO2/t Aluminium* zu entwickeln und als Kofferraummulde im Mercedes SL auf die Straße zu bringen (siehe AluReport 02/2012, S. 10-11). Der optimierte CO2-Fußabdruck der AL4®ever-Produkte wird durch unabhängige Dritte garantiert (z. B.: durch TÜV-Zertifikat). Für den Automobilbereich zählen nicht nur Struktur- und Außenhautteile oder Produkte für Batteriekästen (vgl. den Artikel „Löten von Aluminium“ auf Seite 24) sondern auch Recycling-Gusslegierungen wie AMAG AlSi7.Rec zum AL4®ever-Portfolio.

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Abbildung 3: Warmwalzgerüst

Chronologie:

2008:

Abschluss der technischen Zertifizierung des Banddurchzugsofens III. Installation einer hochmodernen, automatisierten Dickenmessung im Walzwerk

2009:

Inbetriebnahme der zweiten elektromagnetischen Gießanlage (EMC) in der Walzbarrengießerei

2010:

AMAG TopForm® SPF (Mercedes SLS Flügeltüren)

2011:

Produktionsstart Passivierungsanlage

2012:

Innovative Produkte:

  • AMAG-Aluminiumblech mit einem sehr hohen Rezyklatanteil
  • Vermehrter Einsatz von aushärtbaren AMAG-Produkten in Strukturbauteilen
  • Kofferraummulde Mercedes SL AMAG Green Alu

2013:

Qualifikation für Struktur- und Außenhaut-Zulassungen:

  • Audi: Außenhautanwendungen
  • Chrysler: Strukturanwendung
  • GM: Global Level 1 für Strukturanwendungen
  • Audi und Daimler: Fertigungsprozess Coil-Passivierung für Außenhaut- und Strukturanwendungen

2014:

  • Eröffnung Warmwalzwerk
  • AMAG-Aluminium für den Rennsport

2015:

  • AMAG entwickelt sich zum Komplettanbieter im Automobilsektor
  • Aluminium-Speziallegierung für crash-belastete Bauteile im Automobil

2016:

Absatzsteigerung um 44 % (im Vergleich zu 2015) im Automobilbereich von AMAG-Walzprodukten (Auto Body Sheets)

2017:

Eröffnung Kaltwalzwerk und Banddurchzugsofen

2018:

  • Standorterweiterung „AMAG 2020“
  • Optimierung der Prozessparameter für neue Anlagen und Produkte
  • Planmäßige Fertigung erster Serienprodukte

2019 - heute :

  • Kontinuierlicher Ausbau des globalen OEM-Direktgeschäfts
  • Belieferung anerkannter europäischer, amerikanischer und asiatischer OEM für klassische Modelle als auch für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV)

2022:

Innovative Lösungen im Leichtbau - AMAG als Automotive One-Stop-Shop

2023:

Recycling-Anteil im Automobilbereich deutlich gesteigert. Größter Vertrag mit Audi AG gesichert (Lieferung von ASI-zertifizierten AMAG-Aluminiumbändern).

*Aktuelle Berechnung des CO2-Fußabdruckes gemäß ISO 14067 mit damaligem Einsatzmaterial.

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