Die Entwicklung der wissenschaftlichen Kompetenz bei AMAG - Ein Erfolgsbericht
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Peter Uggowitzer
AluReport: Als langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates und insbesondere als Vorsitzender des wissenschaftlich-technologischen Beirats haben Sie die Entwicklung der AMAG sicher aufmerksam verfolgt. Wie beurteilen Sie heute die wissenschaftliche Kompetenz des Unternehmens im Vergleich zu vor anderthalb Jahrzehnten?
PU: Zu Ihrer ersten Bemerkung möchte ich sagen, dass ich seit dem Jahr 2007, also seit nunmehr 17 Jahren, der AMAG sowohl fachlich als auch über persönliche Kontakte eng verbunden bin und die Entwicklung der F&E-Leistung des Unternehmens in dieser Zeit genau verfolgt habe. Ich darf feststellen, dass der Fortschritt bei der wissenschaftlichen Kompetenz in den letzten eineinhalb Jahrzehnten das Prädikat «überaus bemerkenswert» verdient. Als Hochschullehrer, der die Wogen der Wissenschaft durch viele Jahrzehnte hinweg erfahren hat, zuerst über 30 Jahre an der ETH Zürich und nach der Emeritierung weitere 7 Jahre als Professor in Teilzeit an meiner Alma Mater, der Montanuniversität Leoben, erfüllt es mich mit Freude zu sehen, wie sich das Unternehmen kontinuierlich verbessert hat.In der Welt der Wissenschaft ist Veränderung die einzige wichtige Konstante, und AMAG hat sich dieser Tatsache mit Entschlossenheit und Ausdauer gestellt. Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie durch die Anwerbung talentierter Köpfe hat das F&E-Team seine Fähigkeiten erweitert und das Verständnis für den Werkstoff Aluminium auf neue Höhen gehoben. Wie eine weise Person einst feststellte: "Das Geheimnis des Fortschritts liegt im Beharrungsvermögen der Einzelnen und der Anpassungsfähigkeit des Kollektivs." AMAG hat dieses Geheimnis verinnerlicht und sich kontinuierlich angepasst, um mit den Herausforderungen und Möglichkeiten der sich ständig weiterentwickelnden wissenschaftlichen Aluminiumlandschaft Schritt zu halten.Die Reise mag hin und wieder anstrengend gewesen sein, mit einigen Hindernissen, die zu überwinden waren, aber letztendlich stand das Streben nach Wissen, Verständnis und Exzellenz immer im Vordergrund. Nur so können zielgerichtet und effizient neue und margenstarke Produkte für den Markt entwickelt werden. Die Fortschritte sind ein Beweis dafür, dass mit Engagement und Entschlossenheit jede Organisation, wie auch jeder Mensch, die Grenzen des ursprünglich Erhofften überschreiten kann.
AluReport: Das klingt ja recht überzeugend, aber können Sie uns die Veränderung auch etwas konkreter illustrieren?
PU: Ich versuche dies zuerst anhand von Zahlen und möchte dabei die Jahre 2008 und 2023 miteinander vergleichen, also die Periode von AluReport #1 mit jener knapp vor der Jubiläumsausgabe AluReport #50. Schauen wir zuerst den wissenschaftlichen Output in Form von Publikationen und Patenten an. Im Jahr 2008 waren es vier Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Journalen und 18 Konferenzbeiträge, im Jahr 2023 waren die entsprechenden Zahlen 14 und 49, also eine Erhöhung um etwa den Faktor drei! Auch die Patentanzahl ist kontinuierlich gestiegen, von drei erteilten und drei angemeldeten Patenten 2008 auf 20 erteilte und 13 angemeldete 2023.Sie werden mir zustimmen, dass dies sehr eindrucksvolle Zahlen sind. Eine tolle Leistung, die Respekt verdient.
AluReport: Dahinter stehen aber Personen, die intensiv F&E-Projekte betreuen. Wie sehen da die Zahlen aus?
PU: Da möchte ich zuerst die AMAG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anführen, die eine Doktorarbeit machen sowie Doktorierende, die an verschiedenen Universitäten tätig sind und von der AMAG mitbetreut werden. Im Jahr 2008 waren es nur 2 Doktorierende, im vergangenen Jahr sagenhafte 19, und die Zahl wird sich 2024 noch weiter erhöhen. Hier müssen aber vor allem auch die Personen angeführt werden, die Forschungs- und Entwicklungsleistungen vor Ort erbringen. Augenblicklich sind es 170 Technologinnen und Technologen, davon 66 mit akademischer Ausbildung, vor 15 Jahren waren es nur 16 Akademikerinnen und Akademiker.
AluReport: Für solche Forschungsaktivitäten müssen aber auch die entsprechenden finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Wie sieht denn hier der Zuwachs aus?
PU: Hier sind vor allem die Zahlen im Zusammenhang mit den internen F&E-Projekten interessant. Vor eineinhalb Jahrzehnten wurden 31 Projekte finanziert, mit einem mittleren Jahresbudget von 30.000 EUR und einer Laufzeit von etwas über 1,5 Jahren. Aktuell werden 80 Projekte alimentiert, mit einem durchschnittlichen Jahresbudget von 140.000 EUR und einer Laufzeit von etwas über 5 Jahren. Die Projektanzahl hat sich also um den Faktor 2,5 erhöht und das jeweilige Jahresbudget ist um den Faktor 4,5 gestiegen. Das bedeutet, dass sich das Budget für die interne Forschungsleistung der AMAG um mehr als das Zehnfache erhöht hat.Neben der internen Forschungsunterstützung muss auch das finanzielle Engagement bei Forschungsprojekten an universitären Einrichtungen genannt werden, wo der Großteil der Doktorarbeiten durchgeführt wird, aber immer auch mit Betreuungsbeteiligung durch die AMAG. Ein wichtiges Vehikel sind dabei die Christian-Doppler-Labore. In den letzten Jahren beispielsweise war die Partnerschaft mit dem «CD-Labor für fortgeschrittene Aluminium-Legierungen» an der Montanuniversität mit einer PostDoc-Forscherin und 7 Doktoranden sehr fruchtbar. Eine nicht unerhebliche Zahl von Dissertationen ist aber auch in Förderprojekten eingebettet, welche beispielsweise über Kooperationen mit Universitäten unter dem Schirm der österreichischen Förderagentur für wirtschaftsnahe Forschung, Entwicklung und Innovation (FFG) dem Materials Center Leoben (MCL) oder der COMET-Kompetenzzentren laufen. Insgesamt summierte sich das Forschungsbudget im Jahr 2023 auf etwa 22 Mio. EUR.Mit einem solchen Aufwand ist die AMAG seit 2017, d.h. sieben Jahre in Folge, jener Hersteller von Aluminiumhalbzeug mit der höchsten F&E-Quote in der westlichen Welt. Mit dem Resultat, dass sich die Forschungskompetenz der AMAG signifikant auf ein Niveau erhöht hat, dass sie mit den Großen der Branche bestens mithalten kann. Es darf nicht vergessen werden, dass die Mitbewerber der Aluminium-Champions-League, in der die AMAG die Erfolge einfährt, 10- bis 40-mal größer sind. AMAG kann sich nur durch effiziente Produktentwicklung im harten Konkurrenzkampf behaupten und einen durchgängig hohen Spezialitätenanteil von 50 bis 60 Prozent beibehalten. Ein einfaches «Trial and Error»-Vorgehen wäre bei Weitem nicht mehr ausreichend und AMAG würde von seinen Mitbewerbern abgehängt, die in absoluten Zahlen über ein größeres F&E-Budget verfügen.
AluReport: Es braucht aber auch ein anregendes Umfeld, um erfolgreich wissenschaftliche Leistungen erbringen zu können, um sich auszutauschen und Ideen zu kultivieren. Was ist in dieser Beziehung Ihr Eindruck?
PU: Bei jedem meiner Kontakte mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AMAG, vor Ort oder über Kommunikationsmedien, erkenne ich, welch beflügelndes und inspirierendes Klima geschaffen wurde. Als Vorsitzender des wissenschaftlich-technologischen Beirats wird mir die erfreuliche Aufgabe übertragen, bei jährlich drei Projektreviews und einem Doktorandenseminar in Ranshofen dabei zu sein. Im voll besetzten Seminarraum werden die einzelnen F&E-Themen sowie die Dissertationsaufgaben präsentiert und eifrig diskutiert. Als Hochschullehrer, der in seinem Leben mehr als 1.000 Vorlesungen gehalten hat, meine ich, das Aufmerksamkeitsniveau eines Auditoriums gut einschätzen zu können. Es ist immer eine Freude zu sehen, wie das F&E-Team der AMAG und die Doktorandinnen und Doktoranden mit einer ansteckenden Mischung aus Motivation und Neugierde bei der Sache sind und auf welch hohem wissenschaftlichen Niveau heute diskutiert wird.Eine weitere beflügelnde Aktion ist der jährlich zu vergebende Innovationspreis und der Best-Paper-Award. Der wissenschaftlich-technologische Beirat agiert als Jury und bestimmt aus den eingereichten Projekten zu den Themen «Prozessinnovation», «Produktinnovation» und Publikationen in den Kategorien «wissenschaftliche Veröffentlichung» und «technologische Veröffentlichung» die Preisträgerinnen und Preisträger. Die Überreichung der Preise erfolgt in sehr feierlichem Rahmen, was zusätzlich motivierend wirkt.Ich möchte hier noch anmerken, dass die Jury einen sehr anspruchsvollen Auftrag zu erledigen hat. Heuer beispielsweise wurden 16 Innovationsprojekte und 20 Publikationen eingereicht, und zwar ausnahmslos von hoher Qualität. Die Ermittlung der Besten war keine einfache Aufgabe.
AluReport: Wer gibt denn die Themen vor, an denen geforscht werden soll?
PU: Da gibt es mindestens drei Ebenen, die bestimmend sind. Die erste ist die Grundlagenforschung, die vorwiegend an den Partneruniversitäten erfolgt und durch einen großen Handlungsspielraum und hohe Forschungsfreiheit gekennzeichnet ist, wobei aber immer auch die Bedürfnisse der AMAG richtungsweisend sind. Gerne möchte ich hier ein aktuelles Ergebnis aus dieser grundlagenorientierten Kooperation anführen, die Crossover-Legierungen. Es ist dies eine neue Klasse von Legierungen, die durch fortschrittliches Legierungsdesign vorteilhafte Eigenschaften bereits bestehender Legierungsfamilien kombiniert. Beispielsweise die Verknüpfung der 5xxx- und 7xxx-Familien: Das Ergebnis ist die Legierung AMAG CrossAlloy®57, welche durch ihren hervorragenden Eigenschaftsmix besticht. Sie ist prädestiniert für den Einsatz in hochfesten Strukturbauteilen im Automobilbau, für komplex superplastisch umgeformte aushärtbare und damit hochfeste Komponenten in verschiedenen Industriezweigen, aber beispielsweise auch für hochfeste Paneele im Transportsektor.Auf der zweiten Ebene sind es Forschungsthemen, die einen klaren Produkt- bzw. Prozessbezug haben. Die Inhalte dieser Forschungsprojekte werden in der Regel vom Management, in Abstimmung mit dem wissenschaftlich-technologischen Beirat, vorgegeben. Diese Aktivitäten sind typischerweise im AMAG Center for Material Innovation (CMI) angesiedelt. Das Zentrum wirkt entscheidend mit bei der Initiierung und der Betreuung von Projektarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen. Charakteristisch für diese Einheit ist die enge Kooperation mit den akademischen Partnern auf der einen Seite und den Kunden auf der anderen. Als besonders erfolgreiches Beispiel für eine Themenvorgabe möchte ich die Simulationskompetenz anführen, die vor 15 Jahren so gut wie inexistent war und heute eine hohe internationale Sichtbarkeit hat. Die Gruppe am CMI beschäftigt sich mit der Mikrostrukturentwicklung entlang der Prozesskette, insbesondere mit der Substruktur, der Rekristallisation, der kristallografischen Textur und der Ausscheidungskinetik. Die dreidimensionale Gefügesimulation bei Walzverformungen und den nachfolgenden Glühbehandlungen ermöglicht die effiziente, zielgerichtete und rasche Einstellung einer optimierten Prozessgestaltung und Neuproduktentwicklung.Die dritte Ebene betrifft die F&E-Aufgaben, die notwendig sind, um beispielsweise anspruchsvolle Qualifizierungsvorgaben der Kunden erfüllen zu können. Das sind typischerweise interne F&E-Projekte mit starker Anwendungsorientierung, beispielsweise Arbeiten zur Prozess- und Produktentwicklung, Pilotanlagen und Demonstrationsversuche sowie Datenanalysen zum besseren Verständnis der Herstellparameter und Produkteigenschaften sowie zur gezielten Einflussnahme auf dieselben.Angesiedelt sind diese in den Bereichen «Technologie Rolling» und «Technologie Casting». Auch hier möchte ich als Beispiel erfolgreiche Simulationsprojekte anführen.Im Bereich Rolling, die Darstellung einer virtuellen Prozesskette von Warmwalzen und Kaltwalzen, mit dem Ergebnis einer effizienten Umsetzung neuer Walzstrategien und der Verbesserung der Werkstoffeigenschaften durch Anwendung optimaler Prozessfenster.Im Bereich Casting, die Stranggusssimulation mit der Darstellung und damit einhergehend der Vermeidung der Heißrissneigung in hochfesten 7xxx-Legierungen, was in stabileren Prozessen und weniger Ausschuss resultiert.Ich darf hier mit Respekt und Bewunderung darauf hinweisen, dass zwischen den angeführten F&E-Ebenen, auch unter Einbezug der Belegschaft in der Produktion, ein reger Wissenstransfer stattfindet. Und zwar in beide Richtungen, sowohl vom Uni-Labor zur Fachperson im Walzwerk oder der Gießerei als auch umgekehrt, vom Betrieb zu den Doktoranden und Professoren. Es ist dies meiner Ansicht nach ein äußerst wichtiger Puzzlestein im F&E-Gesamtbild der AMAG, der aber auch auf spezielle Weise das gute Betriebsklima widerspiegelt.
AluReport: Haben Sie konkrete Vorschläge, wie es nun mittel- und langfristig mit den F&E-Aktivitäten weitergehen soll?
PU: Die AMAG ist mit ihrer Legierungspalette breit aufgestellt und hat eine starke Position beim Einsatz von Sekundäraluminium. Diesen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern gilt es zu halten, besser noch, auszubauen, nicht zuletzt angesichts der geopolitischen Unsicherheiten. Dies erfordert jedoch die entsprechende wissenschaftlich-technologische Kompetenz.Damit komme ich auch zu dem für die AMAG kurz- und mittelfristig wichtigen Thema der Dekarbonisierung. Hier gilt es, nicht nur den wichtigen Beitrag des Recyclings zu stärken, sondern auch klimaneutrale Technologien entlang der Prozesskette zu installieren. Die Substitution fossiler Energieträger durch elektrische Energie, beispielsweise durch den Einsatz von Plasmabrennertechnologien erweist sich als zwingend notwendig. Hier sind jedoch noch viele offene Fragen zu klären, insbesondere beim Einschmelzen von Schrotten mit organischen Anhaftungen. Auch der Einsatz von Wasserstoff als klimaneutrale Alternative zu Erdgas wird in Gießereien eine große Rolle spielen. Die Verbrennung von Wasserstoff führt jedoch zu erhöhten Wasserdampfgehalten in der Ofenatmosphäre, was noch nicht ausreichend erforschte Auswirkungen auf die Legierungsqualität und die Lebensdauer der Ofenaggregate haben kann.Sie erkennen, dass es auch zukünftig eine Fülle von wichtigen Fragen geben wird. Der Vorstand wird die notwendigen F&E-Handlungen, mit Unterstützung durch den wissenschaftlich-technologischen Beirat evaluieren und den Bedürfnissen entsprechend aufgleisen. Ein wichtiger Ratschlag für die mittel- und langfristigen F&E-Aktivitäten, den ich an dieser Stelle geben möchte, lautet: Weiter so, mit viel Motivation, Neugier und Intelligenz! Gerne möchte ich diesen Rat mit einer wohlbekannten Parabel festigen: Ein indischer König namens Shiram, der ein begeisterter Spieler war, wurde von einem seiner Berater über das Schachspiel informiert. Der König war von dem Spiel so fasziniert, dass er beschloss, den Erfinder des Schachspiels, den Weisen Sissa, an seinen Hof zu bringen. Als der Weise am Hof ankam, beeindruckte er den König mit seinem Wissen. Als Dank bot der König dem Weisen an, sich einen Wunsch erfüllen zu lassen. Sissa bat den König bescheiden um eine einfache Belohnung:Er solle auf jedes Feld eines Schachbretts jeweils eine bestimmte Anzahl von Reiskörnern legen. Die Anzahl sollte auf dem ersten Feld ein Reiskorn sein, auf dem zweiten Feld zwei Reiskörner, auf dem dritten Feld vier Reiskörner und so weiter, wobei die Anzahl jeweils verdoppelt wird. Der König willigte ein, ohne die Tragweite seines Versprechens zu erkennen. Doch als seine Diener begannen, die Reiskörner auf dem Schachbrett zu zählen und zu platzieren, wurde ihm schnell klar, dass die Menge an Reiskörnern astronomisch groß werden würde. Obwohl der König reich war, konnte er die Menge an Reiskörnern nicht bereitstellen.Diese Geschichte lehrt uns nicht nur die Bedeutung der exponentiellen Wachstumsgeschwindigkeit, sondern auch mindestens zwei weitere wichtige Lektionen. Zum einen ist es äußerst ratsam, dass der König (das Management) den Weisen (den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern) aufmerksam zuhört und ihre Erkenntnisse ernst nimmt. Zum anderen ist die Parabel eine Erinnerung daran, dass selbst kleine Veränderungen oder Fortschritte, die sich im Laufe der Zeit akkumulieren, enormen Einfluss haben können.Meine Antworten auf Ihre Fragen zeigen wohl deutlich, dass sich sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat der AMAG bewusst sind, dass ein gutes Verhältnis zwischen König und den Weisen sehr vorteilhaft ist. Dies manifestiert sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Umsatzzahlen von 2008 bis 2023. Wenn auch der Beitrag der erhöhten F&E-Leistung, insbesondere der Grundlagenforschung, nicht immer sofort in exakten Zahlen messbar ist, so kann man sicher davon ausgehen, dass eine Steigerung des Umsatzes von 0,78 Milliarden Euro 2008 auf rund 1,46 Milliarden Euro 2023 durch neue und verbesserte Produkte und Effizienzsteigerungen ohne den Beitrag der deutlich erhöhten wissenschaftlichen Kompetenz nicht realisierbar gewesen wäre.Ein Beweis dafür ist, dass dem Unternehmen vor kurzem eine besondere Ehrung zuteil wurde. Die AMAG wurde von Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern, AIRBUS, für ihr Engagement im AIRBUS-Projekt zur kontinuierlichen Verbesserung der Lieferkette und der Qualität mit drei Preisen ausgezeichnet: dem 2024 SQIP ACCREDITED AWARD für außergewöhnliche Leistungen im Bereich Produktqualität und Liefertreue, dem Sonderpreis 2024 SPECIAL AWARD INNOVATION und dem Sonderpreis 2024 SPECIAL AWARD SUSTAINABILITY.Ich mag mich noch sehr gut erinnern, wie im Jahr 2008 ein langer Katalog an werkstoffwissenschaftlichen Fragestellungen zur Optimierung der Festigkeitseigenschaften in Kombination mit anspruchsvollen Bruchzähigkeitseigenschaften bei 7050-Platten erstellt und mit wissenschaftlicher Begleitung erfolgreich abgearbeitet wurde. Ich habe damals erstmalig auch mit dem Einsatz von thermodynamischen Simulationen zur Verbesserung der Homogenisierungsbehandlung mitgewirkt. Auch in der jüngsten Vergangenheit durfte ich eine weitere Optimierungsaufgabe mitbegleiten, nämlich bei 7475-Platten. Unter Einsatz der nunmehr hohen wissenschaftlichen Kompetenz konnten die hohen Erwartungswerte durch optimierte chemische Zusammensetzung und strenge Fertigungsvorgaben erfüllt und das Projekt mit einer erfolgreichen Qualifikation für die Produktion am neuen Warmwalzwerk abgeschlossen werden.Die Saat vom AMAG-Vorstand hinsichtlich wissenschaftlicher Expertise ist aufgegangen und die die Ernte, in Form der drei renommierten Preise, konnte erfolgreich eingefahren werden. Das geht aber nur, wenn der Aufsichtsrat und die Eigentümer über Jahre so eine Strategie unterstützen.