First time right

Die AMAG als Luftfahrtzulieferer

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Im Jahr 2008 stand die Luftfahrtindustrie aufgrund der beginnenden Finanzkrise vor existenzbedrohenden Herausforderungen. Von einem Tag auf den anderen war die Aufbruchstimmung, die zuvor durch die Entwicklung neuer, revolutionärer Konzepte wie des Airbus A380 oder des „Dreamliners“ von Boeing getrieben war, im wahrsten Sinne des Wortes verflogen.

Die Auswirkungen auf die Supply Chain ließen nicht lange auf sich warten. Die OEM reagierten auf die Stornierungen der Airlines mit Reduktionen bzw. Verschiebungen der Bauraten. In der Folge mussten auch die Bedarfe an neu herzustellenden Teilen bzw. an Rohmaterial entsprechend nach unten revidiert werden, um die finanziellen Belastungen der Zulieferindustrie durch den Aufbau von Überbeständen nicht noch mehr zu strapazieren. Die AMAG hatte sich bis dahin bereits als erste Adresse für hochqualitative Luftfahrtbleche für Spezialanwendungen etabliert - beispielsweise spannungsarme MRS-Qualitäten oder einseitig plattierte Bänder für das in der A380-Außenhaut verwendete „GLARE“ (Abbildung 1). Für das damals noch in den Kinderschuhen steckende Engagement bei Luftfahrtplatten bedeutete diese Entwicklung eine große Herausforderung, da unter anderem auch kurz vor dem Abschluss stehende Verhandlungen für Rahmenverträge mit diversen OEM ins Stocken gerieten bzw.  unterbrochen werden mussten.

Trotzdem gelang es, die OEM davon zu überzeugen, am eingeschlagenen Weg festzuhalten und die Qualifikationen voranzutreiben, um einem nach der Krise steil ansteigenden Bedarf nach Rohmaterial Rechnung tragen zu können. Bis 2010, also innerhalb von nur fünf Jahren seit der ersten Lieferung einer Luftfahrtplatte, war AMAG schließlich für alle Platten-Hauptspezifikationen der drei führenden Flugzeughersteller (Airbus, Boeing, Embraer) qualifiziert, allerdings nur für kleine Dimensionen, die mit dem damaligen Werk möglich waren.Zum Glück dauerte es nicht lange, bis die Luftfahrtindustrie wieder Auftrieb bekam. Was folgte, waren stark steigende Bedarfe für neue Flugzeuge, die vor allem dank effizienterer Triebwerke und einer optimierten Aerodynamik, verglichen mit den damals im Einsatz befindlichen Versionen, deutlich reduzierte operative Kosten verursachten. Am Single-Aisle-Markt etwa stellte Airbus die A320neo-Serie vor und kurz darauf kündigte Boeing die Weiterentwicklung der altbewährten 737-Serie, die 737MAX, an. Parallel dazu wurden auch im Regional-Jet-Bereich Neuheiten wie z. B. die C-Serie von Bombardier (heute Airbus A220) sowie die zweite Generation der E-Jets von Embraer lanciert.

AMAG Erstauslieferungen für wichtige zivile Flugzeugtypen

  • 2007: Airbus A380 an Singapore Airlines
  • 2011: Boeing 787 („Dreamliner“) an All Nippon Airways
  • 2014: Airbus A350 an Qatar Airways
  • 2016: Airbus A320neo an Lufthansa
  • 2016: Bombardier C-Serie (heute Airbus A220) an Swiss
  • 2017: Boeing 737max an Malindo Air
  • 2018: Embraer E2-Jet an Widerøe’s Flyveselskap
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Abbildung 1: Airbus A380 mit AMAG-Blechen in der Außenhaut

Ausbau der Kapazitäten und Machbarkeiten am integrierten Standort Ranshofen

Aufgrund dieser rasanten Entwicklung wurde schnell klar, dass die in Ranshofen installierten Kapazitäten und Produktionsfähigkeiten bald kein weiteres Wachstum mehr zulassen würden. Infolge des Börsengangs der AMAG im April 2011 wurde daher zunächst das Erweiterungsprojekt „AMAG 2014“ genehmigt. Zentraler Bestandteil war ein neues Warmwalzwerk mit angeschlossener Plattenfertigung, das mit bis zu 2.300 mm breiten und bis zu 600 mm dicken Walzbarren einer neuen EMC-Gießanlage betrieben werden kann. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, um künftig Luftfahrtplatten bis zu einer Dicke von 152,4 mm (6,00“) anzubieten, um damit in Bezug auf Plattengrößen einen Großteil des globalen Bedarfs abdecken zu können. Die neuen Produktionsmöglichkeiten der AMAG wurden von den Kunden entsprechend positiv aufgenommen.Die Inbetriebnahme der neuen Produktionsroute im neuen Werk hatte zahlreiche Re-Qualifikationen bestehender Zulassungen sowie Neuqualifikationen für die erweiterten Dimensionsbereiche und für neue Legierungen beziehungsweise Spezifikationen zur Folge. Als Highlights aus technologischer Sicht seien die Erweiterung von 7050-Platten auf die Maximaldicke sowie die erst kürzlich erfolgreich abgeschlossene Entwicklung von 7475-Platten nach Airbus-Spezifikation erwähnt. Letztere stellt die Hauptlegierung für AMAG components dar und ist somit von besonderer Bedeutung für das Luftfahrtangebot der AMAG-Gruppe.Ein möglichst breites Produktspek­trum hinsichtlich Qualifikationen und Dimensionen ist definitiv von Vorteil, um als Walzwerk in der Luftfahrt langfristig erfolgreich sein zu können. Um das Portfolio an neuen Produkten abrunden zu können, wurde wenige Jahre später mit dem zweiten strategischen Projekt „AMAG 2020“ eine weitere Expansion in die Wege geleitet, diesmal in Form eines Kaltwalzwerks mit einem Banddurchzugsofen. Damit wurden die Weichen gestellt, um den Markt für die aus technologischer Sicht sehr anspruchsvollen Außenhautqualitäten erschließen zu können. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der erfolgreiche Abschluss der Qualifikation für Airbus-Außenhautqualitäten bis zu einer Breite von 2.100 mm Anfang 2022.Die Herausforderungen, die sich im Zuge von Materialqualifizierungen ergeben, werden von AMAG gerne angenommen, um unseren Kunden eine breitere Anwendung von Premium-Luftfahrtmaterial aus Ranshofen zu ermöglichen. Zusätzlich wird kontinuierlich nach Möglichkeiten geforscht, um die Eigenschaften bestehender Standardlegierungen zu optimieren. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen sowohl verarbeitungs- als auch materialtechnische Aspekte. So kann zum Beispiel hinsichtlich der Optimierung der Zerspanbarkeit auf die jahrzehntelange Erfahrung von AMAG components als etabliertem Teilefertiger zurückgegriffen werden. Neben diversen Nachhaltigkeitsaspekten eine weitere Synergie, die sich aus den verschiedenen Wertschöpfungsschritten, die unter dem Dach der AMAG integriert wurden, ergibt.

Nachhaltigkeit

Auch das Thema „Nachhaltigkeit“ hat die Luftfahrtbranche mittlerweile voll erfasst. Als Gründungsmitglied der ASI („Aluminium Stewardship Initiative“) hat sich AMAG bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt dazu entschlossen, sich den Herausforderungen zur Sicherstellung einer lebenswerten Umwelt für nachfolgende Generationen aktiv zu stellen. Aufgrund der einzigartigen Recycling-Möglichkeiten am integrierten Standort in Ranshofen, des Zugangs zu besonders CO2-armem Primärmetall durch die Beteiligung an der Elektrolyse Alouette in Kanada (vgl. den Artikel "Primäraluminium bei der AMAG" auf Seite 12 dieser Ausgabe) sowie des geschlossenen Materialkreislaufs zwischen AMAG rolling, AMAG components und AMAG casting, konnte AMAG ihre beispielgebende Rolle als in Nachhaltigkeitsbelangen führender Aluminiumhersteller seither weiter festigen. Die lange Liste an Zertifizierungen und Auszeichnungen sowie das positive Kundenfeedback untermauern diese Position. Diese durchgängige Wertschöpfungskette, die auf die Optimierung des Materialeinsatzes ausgerichtet ist, hat mehrere Vorteile. Sie hilft nicht nur dabei, Kosten und Komplexität zu reduzieren, sondern auch Ressourcen zu schonen, das Transportvolumen zu reduzieren und somit CO2-Emissionen maximal einzusparen. Die Kombination aus Gießerei, Walzwerk und Teilelieferant ist ein einzigartiges Asset in der Branche, das es ermöglicht, den Aluminiumkreislauf zu schließen. Ein Großteil der Al-Schrotte entfällt auf Späne, die während der Teilefertigung anfallen. Daher ist es logisch, dass diese Späne zurück ins Werk gelangen müssen, um die Materialbilanz auszugleichen und den Bedarf an Primärmetall und Legierungselementen zu minimieren.

Industrielle Exzellenz und Innovation

Es liegt in der DNA der AMAG, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und sie bei der Bewältigung der sich ständig ändernden Rahmenbedingungen zu unterstützen - denn langfristiger Erfolg ist nur möglich, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. Dazu gehört, über Pflichtaufgaben wie die Lieferung von Produkten in makelloser Qualität und eine herausragende Lieferzuverlässigkeit hinausgehende Leistungen zu erbringen.Die jüngsten Auszeichnungen von Airbus unterstreichen eindrucksvoll, wie erfolgreich die AMAG ihre Verpflichtung umsetzt, Kundenbedürfnisse zu erfüllen und sich den Herausforderungen des sich ständig wandelnden Umfelds anzupassen: So wurde die AMAG mit dem dritten Airbus Accredited Supplier Award in Folge ausgezeichnet, der die herausragenden Leistungen des Unternehmens in den Bereichen Qualität und Liefertreue über einen längeren Zeitraum bestätigt. Zusätzlich erhielt die AMAG als einziges Walzwerk in der Airbus-Lieferkette einen Sonderpreis in der Kategorie „Innovation“ für die erfolgreiche Umsetzung der Smart Factory zur Prüfung von Materialproben für die Luftfahrtindustrie. In dieser Smart Factory können jährlich bis zu 500.000 Materialproben vollautomatisch und mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz hergestellt und geprüft werden. Darüber hinaus wurde die AMAG als einziges Unternehmen in der Airbus-Lieferkette mit einem Sonderpreis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet, der das umfassende Engagement sowie die einzigartige Transparenz und Qualität der Nachweisführung des Unternehmens würdigt.

Mit diesen Errungenschaften festigt die AMAG ihre Position als führender Anbieter von hochwertigem Luftfahrtmaterial und zeigt gleichzeitig ihr Engagement für nachhaltige Innovationen.

Auszeichnungen von Airbus

  • 2020, 2023, 2024: SQIP Accredited Awards
  • 2024: Special Awards für Sustainability und Innovation
  • 2019: SQIP “Best Performer”
  • 2018: SQIP “Honorable Mention”
  • 2017-2019, 2021-2023: “D2P Challenger Champion”

Nachhaltigkeits-Auszeichnungen

  • 2024: Sustainalytics: ESG Industry Top Rated
  • 2023, 2024: VÖNIX-Nachhaltigkeitsindex
  • 2023: EcoVadis Platin-Bewertung  
  • 2023: Austrian SDG-Award
  • 2022: Effective Sustainability Communicator Award
  • 2022: Energy Globe
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Abbildung 2: Frästeil aus der Bavius AeroCell bei AMAG components Übersee
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Abbildung 3: Bavius AeroCell 160/400

Vertikale Integration in der AMAG-Luftfahrt-Wertschöpfungskette

Die starke Zunahme des globalen Flugverkehrs und der damit einhergehende Kostendruck auf die OEMs weckte Mitte der 2010er-Jahre Bestrebungen seitens der Flugzeughersteller, die Lieferketten entsprechend zu straffen. Eine Möglichkeit dafür bestand in Form von Materialeinsparungen am Beginn der Lieferkette, also beim Rohmaterial.Eine geläufige Bezeichnung dafür ist die „Buy-to-Fly-Optimierung“. Mit der Inbetriebnahme einer modernen Konturbandsäge Ende 2018 folgte die prompte Antwort der AMAG auf die neuen Kundenbedürfnisse. Dabei handelte es sich um mehr als nur eine weitere Finalanlage. Diese Investition gab AMAG eine willkommene Gelegenheit, sich besser in der Lieferkette zu integrieren und leistet zudem vom Standpunkt der Nachhaltigkeit einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz. Hervorgerufen durch die COVID-Krise und deren Folgen für die Lieferketten bzw. den Arbeitsmarkt kamen für die OEM zu den bereits erwähnten Erwartungen hinsichtlich möglicher Kostenoptimierungen nun auch Aspekte wie Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit als ausschlaggebende Kriterien hinzu. AMAG folgte abermals dem Ruf der Kunden und setzte 2020 den nächsten Schritt in Richtung Wertschöpfungserhöhung: die Wahl fiel dabei auf einen bayerischen Spezialisten in der Zerspanung von Luftfahrtstrukturbauteilen, welcher mittlerweile unter dem Namen AMAG components die wichtigsten OEM und Tier 1 in der Luftfahrtindustrie beliefert.

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