Von grau zu grün

Die Energieevolution der AMAG

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Abbildung 1: Aufdach-Photovoltaikanlage, Luftzerleger für Industriegase und Umspannwerk im Hintergrund

Zur Zeit des Erscheinens der ersten AluReport-Ausgabe im Jahr 2008 begann sich, ausgelöst durch die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes in den Jahren zuvor, ein neues Bewusstsein für das Thema Energie zu formen. Die Anzahl der Anbieter hatte sich merklich vergrößert und es bildeten sich neue Lieferantengruppen. Trotzdem war Energie gemeinhin immer noch ein Synonym für einen grauen Kostenblock, über dessen Verfügbarkeit man sich keine Gedanken zu machen brauchte.Die Herkunft bzw. die Kennzeichnung der Energie war von geringem Interesse. Energieversorgung bedeutete damals die Auswahl eines Strom- und eines Gaslieferanten und den Abschluss eines Liefervertrages für wenige Jahre. Die Strominfrastruktur des Standorts stammte aus den Gründungszeiten der AMAG - das heißt, es gab eine 110-kV-Schaltanlage der APG und die 110/20-kV-Umspanner der AMAG.

Die Aufmerksamkeit galt möglichen Portfolios und Preisfestlegungen, weil die Energiekosten durch die im Jahr 2005 neu eingeführten CO2-Zertifikate und den ersten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einen Auftrieb von etwa 70-80 % zur Folge hatten. Die Auswirkung der CO2-Zertifikate auf den Energiemarkt war damals wenig (be-)greifbar. Mehr Einfluss hatte der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der im Jänner 2006 Gasliefermengenschwankungen bzw. -reduktionen in Europa bewirkte. Das Ausmaß des Preisanstieges kann im Vergleich mit der Energiekrise im Jahr 1973 (Ölkrise) und 2022 (Gaskrise) als bescheiden eingestuft werden, und war kein Anlass die Energieversorgung dem Grunde nach zu überdenken. Sehr wohl fasste man in den Jahren nach 2008 aber die Reduktion des Energieverbrauchs als Ziel ins Auge, einerseits aus wirtschaftlicher Sicht, sicher aber auch aus grundsätzlicher Nachhaltigkeitssicht.Das Pariser Klimaabkommen (Dezember 2015) war der große Durchbruch in der internationalen Klimapolitik mit dem Hauptziel, durch Emissionsreduktionen die globale Erderwärmung bis zur Mitte des Jahrhunderts auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen. Aus dieser Zielvorgabe leitete sich das übergreifende europäische Ziel ab, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Mit dem europäischen Klimagesetz aus dem Juli 2021 wurden die Reduktionsziele und die Neuausrichtung festgelegt. Der CO2-Preis wurde zum zentralen Steuerelement für die Energiewende. Daraus resultierte eine Flut an Gesetzesentwürfen bzw. regulatorischen Neuerungen, die bis heute anhält. Parallel zu dieser gesetzlichen Entwicklung hat die AMAG eine Energieversorgungsstrategie erarbeitet, die das Ziel verfolgt, über Energie in ausreichender Menge zu wettbewerbsfähigen Preisen zu verfügen. Die Umsetzung soll langfristig und nachhaltig angelegt werden. Schon früh in dieser Phase hat AMAG auf grünen Strom mit grünen Herkunftsnachweisen gesetzt.

Photovoltaik

Das erste sichtbare Zeichen in den Einstieg in erneuerbare Energien war die Errichtung einer Aufdach-­Photovoltaik-Anlage am Standort Ranshofen im Jahr 2021. Anfangs mit einer Leistung von 6.500 kWp, wurde sie kurz darauf auf 7.100 kWp erweitert. Im Jahr 2024 wird eine weitere Erweiterung um 6.000 kWp erfolgen. Mit rund 30.000 PV-Modulen wird die Anlage dann jährlich etwa 13 GWh Energie produzieren, was dem Stromverbrauch von etwa 3.300 Haushalten entspricht. 2022 wurde die Anlage mit dem Energy Globe Oberösterreich Award ausgezeichnet. Die Anlage zählt zu den größten in Österreich und ist derzeit die größte Aufdachanlage im Land. Der erzeugte grüne Strom wird ausschließlich in der AMAG genutzt. Trotz der beeindruckenden Größe der Anlage deckt sie nur einen Bruchteil des Strombedarfs der AMAG ab.

Wind- und Wasserkraft

Damit wurde schnell klar, dass die AMAG erneuerbaren Strom unter Einsatz anderer Konzepte beschaffen muss. Aus den Möglichkeiten kristallisierten sich bald PPAs (Power Pu­rchase Agreements) heraus. Bei der Technologie fiel die Wahl auf Wasser und Wind. Da dieser Markt erst dabei ist sich zu etablieren, dauerte es hinsichtlich Größe und Vertragslaufzeit relativ lange, geeignete Projekte in Österreich zu finden. Mittlerweile konnte die AMAG für jede Technologie - Wasser und Wind - einen langfristigen PPA-Vertrag abschließen. Bei Wind wird Strom von drei Windrädern zugekauft, die in Niederösterreich neu gebaut werden und im vierten Quartal 2024 in Betrieb gehen werden. Bei Wasser wird seit Jahresbeginn 2024 Strom aus mehreren Wasserkraftwerken gekauft, die alle schon bestehen und sich in Österreich befinden. Mit all diesen Maßnahmen werden ab 2025 ca. 35-40 % unserer elektrischen Energie aus österreichischen Kraftwerken stammen, die erneuerbare Energien erzeugen.

Gasspeicherung

Angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen Russland und der ­Ukraine im Jahr 2022 richtete die AMAG ihr Augenmerk verstärkt auf die Sicherung der Gasversorgung. Dies geschah, nachdem kein Gas mehr durch Polen geliefert wurde, Nordstream 2 gesprengt und Nordstream 1 nach einer Wartung nicht wieder in Betrieb genommen wurde. Wir schätzen sehr, dass die österreichische Regierung 20 TWh Gas in österreichischen Speichern eingelagert hat, das entspricht ca. 21 % des österreichischen Gasbedarfes. Zusätzlich hat AMAG selbst 80 GWh Gas erworben, das sie bei Energielenkung nötigenfalls einsetzen kann, um ihren Produktionsbetrieb in geeignetem Maß aufrecht zu erhalten.

Umspannwerk

Um eine stabile Versorgung in der Gegenwart und für die Zukunft gewährleisten zu können, gibt es auch Überlegungen bezüglich der Infrastruktur, etwa hinsichtlich des auf unserem Werksgelände befindlichen Umspannwerks. Die Konzeption der Schaltanlage und die Umspanner der AMAG sind nach wie vor auf dem Stand der Technik, die Schaltanlagen sind allerdings mittlerweile am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. Die Größe der Anlage war, bedingt durch das Net-Zero-Ziel, neu und vergrößert festzulegen. Daher wird seit einiger Zeit an einem Projekt zur Neuerrichtung eines Umspannwerks im Osten des bestehenden Umspannwerks durch die APG gearbeitet. Dieses Projekt befindet sich im Zeitplan und aktuell auf der Zielgeraden. Ab Herbst 2024 können die Umspanner der AMAG Schritt für Schritt vom alten in das neue Umspannwerk übersiedelt werden. Durch diese schrittweise Umsetzung ist jederzeit eine unterbrechungsfreie Stromversorgung des Standorts gewährleistet. Im Jahr 2025 geht das neue Umspannwerk in Vollbetrieb und die alte Schaltanlage kann rückgebaut werden.

Vorgaben und Wirtschaftlichkeit

Es gibt wohl wenige Bereiche, die derart tiefgreifenden Änderungen unterworfen waren und sind, wie der Energiesektor. Mit der Aufgabe, Erdgas durch erneuerbare Energie zu ersetzen, arbeitet AMAG an der nächsten großen Herausforderung und muss dabei auch der Entwicklung der nationalen Infrastruktur für erneuerbare Energien sehr viel Aufmerksamkeit schenken. Bei all den sich verändernden Gesetzen, regulatorischen Vorgaben und Anforderungen ist eine stabile Versorgung und die Einhaltung der Zielvorgaben wichtig. Oberstes Gebot einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung ist aber, dass das Unternehmen wirtschaftlich besteht und nachhaltig Geld verdient, um weiter investieren zu können. Es bedarf daher auch großer Anstrengungen und Überlegungen, Entscheidungen zu einem geeigneten Zeitpunkt zu treffen und die Kosten und Aufwände für nachhaltige Energieversorgung in einem leistbaren Rahmen zu halten.

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